Eine Umfrage von J.P. Morgan https://www.jpmorgan.com/insights/research/covid-19-esg-investing zeigt, dass über 55 % der Befragten durch die Covid-19 Krise eine positive Auswirkung auf ESG- (Environmental Social Governance) oder CSR- (Corporate Social Responsibility) Investitionen für einen Zeithorizont von 3 Jahren sehen. Einer der Gründe dafür ist, dass COVID-19 ein zunehmendes Bewusstsein für langfristige Nachhaltigkeitsrisiken bewirkt. Der Markt für grüne Anleihen wächst und die Nachhaltigkeit breitet sich schnell auf andere Anlageklassen aus.
Dies hat nicht nur Auswirkungen auf große Unternehmen.
Insbesondere wenn Ihre Kunden im B2B-Business eine Geschäftsbeziehung mit großen Unternehmen haben, wirkt sich Nachhaltigkeit zwangsläufig auf deren gesamte Lieferkette aus: Ein Unternehmen muss sich nicht nur intern, sondern auch extern betrachten, also ganzheitlich. Lesen Sie bitte dazu auch meinen Artikel über nachhaltige Lieferketten.
Gute Gründe
Ein fundamentaler Grund Ihr Unternehmen an einer Nachhaltigkeitsstrategie auszurichten ist, dass ALLE beteiligten Menschen die Pflicht haben, sich prosozial zu verhalten.
Aber unabhängig von diesem moralischen Punkt profitieren Sie davon, dass Sie eine Produktivitätssteigerung aufgrund des bemerkenswerten Mitarbeiterengagements oder der angestiegenen Kundenzufriedenheit erleben werden. Sie erschaffen eine neue Sinnhaftigkeit für Ihre Mitarbeiter und Kunden. Sie erweitern Ihren Horizont als Unternehmen, weil Sie sich nicht mehr nur auf sich und finanzielle Interessen reduzieren, sondern die wesentlichen Anliegen und Wünschen Ihrer Stakeholder berücksichtigen. Außerdem finden Sie Einsparungspotenziale, weil Sie Ressourcen- und Energieeffizienz untersuchen, was eine positive Umweltbilanz und implizit finanzielle Vorteile zur Folge hat. So schaffen Sie sich Wettbewerbsvorteile am Markt. Zunehmend bevorzugen große Unternehmen bei ihren Ausschreibungen inzwischen Lieferanten mit einem klaren und glaubwürdigen Ansatz für die Übernahme von sozialer Verantwortung. Und für börsennotierte Unternehmen steigt außerdem Ihr Rating am Markt.
Ihr Unternehmen wird von einer Nachhaltigkeitsstrategie belohnt. Laut France Strategie (France Strategie ist eine selbständige Institution, die in Frankreich direkt dem Premierminister unterstellt ist) haben Unternehmen, die ESG-Kriterien integrieren, ihre Leistung um durchschnittlich 13% gesteigert. Interessant ist das eine andere Studie von Facit Research und Serviceplan Berlin aus dem Jahr 2017 auf genau das gleiche Ergebnis kommt. Zufall? Daran glaube ich nicht.
Der Weg
Um einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen, sollten sich Unternehmen auf die für Sie finanziell wesentlichen ESG-Themen konzentrieren und diese auf unterschiedliche Weise verfolgen.
Dafür können Sie unseren 5-Stufen Weg übernehmen:
- Beschreiben und verfolgen Sie Ihr ESG-Verhalten. Bekennen Sie sich intern und extern dazu.
- Definieren Sie Verantwortlichkeiten im Unternehmen für die ESG-Integration. Das ESG/CSR-Team sollte als Stabsstelle mit direkter Berichterstattung an die Unternehmensleitung angesiedelt sein.
- Identifizieren Sie Ihren ESG-Unternehmenszweck und bauen Sie eine Kultur dafür auf.
- Nehmen Sie operative Änderungen vor, um sicherzustellen, dass die ESG-Strategie erfolgreich umgesetzt wird.
- Verpflichten Sie sich zu Transparenz und bauen Sie Beziehungen mit Ihren Stakeholdern auf. Berichten Sie darüber.
Machen Sie sich dabei bewusst, dass ein Top-Down Ansatz zur Nachhaltigkeit und eine gute Governance nicht genügt, wenn sie nicht von Ihrer Mannschaft Bottom-Up unterstützt wird. Das Implementieren einer ESG-Strategie impliziert große betriebliche und strategische Veränderungen. Es fängt von „oben“ an – insbesondere im Vorstand und im Management – und muss von der gesamten Organisation dynamisch vorangetrieben werden. ESG ist eine nachhaltige Führungsaufgabe und keine Spontanaktion. Viele ESG-Ansätze scheitern daran, dass die Organisation nicht an eine echte Verpflichtung des Managements glaubt. Um diese Zweifel von Anfang an zu eliminieren, identifizieren Sie Ihre ESG-Unternehmenszwecke bzw. Handlungsfelder und bauen darauf eine Kultur auf. Klarheit über den Sinn des ESG-Unternehmenszwecks muss in der gesamten Organisation herrschen.
Denken Sie an das Zitat von Henry Ford: „Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist“. Unsere Gesellschaft ändert sich. Unternehmen müssen sich dieser Veränderung anpassen.
Hausaufgaben
In Covid-19 Zeiten ist das „S“ von ESG wichtiger denn je. Die soziale Agenda ist in einer Zeit wichtiger, in der hunderttausende Menschen ihren Arbeitsplatz verloren haben oder verlieren werden und die Menschen sich Sorgen um ihren Lebensunterhalt, ihre Gesundheit und die anhaltenden Probleme des sozialen Zusammenhalts machen.
Ihr Mut zur Nachhaltigkeit bringt Ihre Mitarbeiter weiter: Deren Arbeit bekommt eine besondere Bedeutung und einen sozialen Stellenwert – es ist nicht mehr nur ein Job, der einfach durch einen anderen Job beliebig austauschbar ist. Ich verfolge seit Jahren die Ergebnisse der Gallup-Studien. Bei jeder neuen Umfrage schwanken die Ergebnisse um 1 bis 3 %. Der Trend allerdings bleibt gleich: Grob zusammengefasst haben 15 % der Mitarbeiter resigniert, 70 % machen Ihren Job und 15 % treiben die Organisation an.
ESG/CSR-Ansätze können diesen Ratio positiv für das Unternehmen verändern. Nachhaltigkeit bewirkt, dass Mitarbeiter darauf stolz sind, sich aktiv und proaktiv für die Umwelt, soziale und Corporate-Themen zu investieren. Viele möchten einfach auch sinnstiftend arbeiten.
Die Talentsuche wird leichter. Bei einer aktuellen Studie (Clevis Future Talents Report 2020) unter 4.625 PraktikantInnen und Werkstudenten gaben 96% der Nachwuchskräften an, sich erneut zu bewerben, wenn Sie das Gefühl haben, für ein umwelt- und sozialbewusstes Unternehmen zu arbeiten. Insgesamt geben 91% an, dass Transparenz für sie ein wichtiger Teil der Unternehmenskultur ist. Es reicht nicht, sich nur für soziale Werte auszusprechen. Sie müssen gelebt werden.
CSR-Maßnahmen sollen nicht sporadisch und unkoordiniert umgesetzt werden. Ihr Einsatz bedarf einer strategischen Planung. Wählen Sie Nachhaltigkeitsindikatoren (die GRI-Standards zeigen 85 Standardindikatoren in den Umwelt-, Sozial- und Corporate-Themen), die Ihren Fortschritt dokumentieren. Eine hohe ESG-Performance ist ein langjähriger Prozess, der ESG-Themen tief im Management und in den täglichen Aufgaben der Organisation verankert. Es geht nicht nur darum, etwas positives bewirken zu wollen (was natürlich jeder will). Sie müssen eine strategische Vision und Fähigkeiten bekommen, um eine starke ESG-Leistung zu erreichen und diese auch zu pflegen. Anstatt über Ihre Richtlinien zu kommunizieren, schaffen Sie eine Metrik, die zum Beispiel über die Literzahl von Wasserverbrauch pro produzierten Produkt, ersparte CO2-Emission oder Prozentzahl von Frauen und ausländischen Mitarbeitern, die intern Managementpositionen übernommen haben.
Sie bewegen sich damit von der Absicht hin zu messbaren Ergebnissen.
ESG muss Bestandteil Ihrer Unternehmens-DNA werden.
Jetzt anzufangen ist der richtige Zeitpunkt, denn Sie werden 1 bis 1,5 Jahre benötigen, um den Nachhaltigkeitsprozess in Gang zu bringen.
Wenn Sie eine deutsche Excel-Auflistung (als zip Datei) der aktuellen GRI-Standards Indikatoren benötigen, tragen Sie sich bitte in unserem Newsletter ein.